Ihr Kind wurde getestet und nun haben Sie evtl. die Testergebnisse vorgestellt bekommen und einen

Testbericht erhalten. Manche Begriffe sind in diesem Zusammenhang verwirrend und werden hier

kurz vorgestellt.

Intelligenz

Es gibt keine Einigung darüber, was Intelligenz ist. Verschiedene Intelligenzmodelle gehen von teilweise sehr unterschiedlichen Definitionen aus. Daraus resultiert, dass es nicht DIE Intelligenz gibt, sondern ein bestimmter Intelligenztest ermittelt lediglich dass, was der Test unter Intelligenz versteht. Selbst wenn die Tests auf einem bestimmten Modell basieren (häufig das CHC- Intelligenzmodell), ist es wahrscheinlich, dass nicht identische Bereiche des beschriebenen Intelligenzmodells gemessen werden. Umstritten ist auch, ob ein Test überhaupt Intelligenz messen kann. Die Kritik ist vielfältig und oft nachvollziehbar. Aus diesem Grund betrachten Sie bitte die ermittelten Ergebnisse mit Vorsicht. Sie erhalten einen Anhaltspunkt über das intellektuelle Potential Ihres Kindes, nicht mehr und nicht weniger.

Vertrauensintervall

Das Testergebnis Ihres Kindes hängt auch davon ab, ob vormittags oder nachmittags getestet wurde, ob das Kind sich wohl gefühlt hat, ob der Tester bzw. die Testerin nett wirkte, sich mit dem Test gut auskennt usw. Zusammengefasst kann festgestellt werden, dass es keinen Test gibt, der hundertprozentig genau misst, aber auch keine Testsituation, in der hundertprozentig genau getestet werden kann. Aus diesem sehr bekannten Problem resultiert die richtige Annahme, dass jedes Testergebnis zu einem kleinen Teil fehlerhaft sein muss („Standardmessfehler“). Es kann also gar kein genauer Intelligenzquotient ermittelt werden, denn dieser würde den Messfehler nicht berücksichtigen. Es kann lediglich ein Bereich (Intervall) ermittelt werden, in dem sich das intellektuelle Potential Ihres Kinds laut Test befindet. Dieser Bereich nennt sich Vertrauensintervall, in manchen Tests auch Konfidenzintervall. Bitte seien Sie kritisch, sollte man Ihnen auf den Punkt genau einen IQ mitteilen ohne das dazugehörige Vertrauensintervall, denn es ist nicht möglich, auf den Punkt genau zu testen.

Indices

Ein Test besteht in der Regel aus mehreren Untertests („Subtests“), die unterschiedliche Kompetenzen messen. Manche Untertests messen ähnliche Kompetenzen und können deshalb zu Gruppen (Indices) zusammengefügt werden. So kann in der Interpretation der Testergebnisse bei einer differenzierten Betrachtung herausgefunden werden, in welchen Bereichen bei dem getesteten Kind Stärken und Schwächen vorliegen. Diese Gruppen werden oft unterschiedlich genannt, häufig aber Indices. Aktuell setzt sich ein Intelligenzmodell durch, welches neben der Berechnung eines Gesamtwerts bis zu 18 Indices postuliert (CHC-Intelligenzmodell).

Normstichprobe

Die Testleistung Ihres Kindes wird verglichen mit den Testleistungen eines repräsentativen Durchschnittes altersgleicher Kinder. Dieser Durchschnitt wird ermittelt über die Normierungsstichprobe. So wurden früher tausende, zumindest hunderte Kinder mit dem Test getestet, mit dem auch Ihr Kind getestet wurde für die Normierung. Es wurde dann mit statistischen Methoden herausgefunden, welche Testergebnisse ein durchschnittliches bzw. unter- oder überdurchschnittliches Ergebnis darstellen. Ungefähr zwei Drittel der Bevölkerung befinden sich im ‚Normbereich‘. Was eine Norm darstellt basiert allerdings auf gesellschaftlichen Vorstellungen.

Normbereich

Die Ergebnisse eines Intelligenztests werden nicht immer mit einem Intelligenzquotienten beschrieben. Andere gebräuchliche ‚Normwerte‘ sind z.B. T-Wert, Indexwert, Wertpunkt usw. Bei den meisten Normwerten gibt es eine genaue Mitte (z.B. IQ 100) und eine sogenannte ‚Standardabweichung‘, die die Grenze zum unter- bzw. überdurchschnittlichen Bereich kennzeichnet. Beim Intelligenzquotienten ist die Mitte („M“) 100, die Standardabweichung („SD“) 15. Dies bedeutet: 100 minus 15 ist die Grenze zum unterdurchschnittlichen Bereich, 100 plus 15 die Grenze zum überdurchschnittlichen Bereich. So ist erkennbar, dass IQ (M=100; SD=15) bedeutet, dass der Normbereich IQ 85-115 sein muss. Hier eine kleine Übersicht über andere Normwerte: T-Wert (M=50; SD=10) Indexwert (M=100; SD=15) Standardwert (M=100; SD=15) Wertpunkt (M=10; SD=3) Skalenwert (M=10; SD=3). Dr. Torsten Joél
Beratungsstelle Begabung Flensburg

nach dem Intelligenztest